China und die EU verabschieden ein neues Investitionsabkommen

China und die EU verabschieden ein neues Investitionsabkommen

 

China und die EU konnten sich am 30. Dezember 2020 nach jahrelangen Verhandlungen auf ein Investitionsabkommen einigen. Das Abkommen ist vor allem für Firmen aus der EU von großer Bedeutung, da es für diese den Zugang zu allen Branchen des chinesischen Marktes erleichtern und die Wettbewerbsbedingungen in China verbessern soll.


 

Das Handels- und Investitionsvolumen in Zahlen

 

Nach den USA ist China der bedeutendste Handelspartner der EU. Allein zwischen den Jahren 2000 und 2019 hat sich das Handelsvolumen verachtfacht und lag 2019 bei einem Wert von ungefähr 560 Milliarden Euro. Laut Angaben der deutschen Bundesregierung flossen in den Jahren von 2000 bis 2020 Direktinvestitionen in Höhe von ungefähr 120 Milliarden Euro von China in die EU. Die Direktinvestitionen der EU nach China betrugen im gleichen Zeitraum ungefähr 140 Milliarden Euro.


 

Was soll sich maßgeblich verbessern?


  1. Der Marktzugang für Unternehmen aus der EU soll für weitere wichtige Branchen geöffnet werden, wodurch neue Investitionsmöglichkeiten für Firmen aus der EU in China geschaffen werden. Der Marktzugang soll in folgenden Bereichen erleichtert werden: dem verarbeitenden Gewerbe, verschiedene Dienstleistungssektoren (z.b. Finanzdienstleistungen, Umweltdienstleistungen, Cloud-Dienste), dem Gesundheitssektor (vor allem private Krankenhäuser), der Energiebranche, dem Luftverkehr der Autobranche, Forschung und Entwicklung, bei Fahrzeugen mit alternativen Antriebstechniken sowie der Telekommunikation.

 

  1. Für chinesische Staatsunternehmen sollen klare Regeln geschaffen, Subventionen transparenter gestaltet und wettbewerbsverzerrende Praktiken abgeschafft werden. Dadurch sollen die Wettbewerbsbedingungen für europäische Firmen fairer ausfallen.

 

  1. Bisher mussten Firmen aus der EU in vielen Sektoren ein Joint-Venture mit einem chinesischen Mehrheitspartner eingehen und ihre Technologien mit diesem teilen, wenn sie in China Geschäfte machen wollten. Dieser „Joint-Venture-Zwang“ soll nun aufgehoben werden, was den Schutz europäischer Technologien und des geistigen Eigentums gewährleisten würde. 

 

  1. China soll sich an internationale Standards im Bereich der nachhaltigen Entwicklung halten, besonders im Umwelt- und Arbeitsbereich. Was den Umweltbereich angeht, so will China die Bedingungen des Pariser Klimaschutzabkommen umsetzen. Bezüglich des Arbeitsbereichs hat China zugestimmt, dass es die Bedingungen der Internationalen Arbeitsorganisation implementieren will, was die Arbeitsbedingungen chinesischer Arbeitnehmer verbessern soll.

 

wie lange wird es noch dauern, bis das Abkommen tatsächlich umgesetzt wird?

 

Bis das Abkommen in die Tat umgesetzt wird, kann es laut Brüssel noch bis zu einem Jahr dauern. In erster Linie muss das Abkommen verschriftlicht, anschließend juristisch geprüft und übersetzt werden. Anschließend wird das Abkommen dem Europäischen Parlament und Rat zur endgültigen Zustimmung übermittelt.

 

 

Welche Chancen entstehen durch das Abkommen für europäische Unternehmen?

 

Der gigantische und zugleich schnell wachsende chinesische Markt birgt ein enormes Potenzial für europäische Unternehmen. Wie man an den oben genannten Zahlen erkennen kann, ist das Handels- und Investitionsvolumen bisher auf einem hohen Niveau, aber dennoch konnte das vollständige Potenzial des chinesischen Marktes aufgrund der Beschränkungen für viele europäische Unternehmen nicht vollständig ausgeschöpft werden. Das Abkommen bietet daher für eine Vielzahl von europäischen Unternehmen zukünftig noch größere Chancen auf dem chinesischen Markt. Aber auch mit dem neuen Abkommen birgt der chinesische Markt aufgrund der kulturellen und wirtschaftlichen Eigenheiten sowie der sprachlichen Besonderheiten enorme Herausforderungen. Aus diesem Grund sind Fach- und Führungskräfte mit einem fundierten Wissen über China zukünftig von noch größerer Bedeutung, um das Marktpotenzial vollumfänglich nutzen zu können.